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Josef Braun: Mit Leib und Seele. Gesten, Zeichen und Symbole im Gottesdienst verstehen, Verlag Herder, Freiburg / Basel / Wien 1997, 32 Seiten, DM 6,-- (Mengenpreise)

Das vorliegende Heft von Josef Braun möchte in die Räume liturgischer Vollzüge und Symbole einführen. Gewissermaßen handelt es sich also um ein Begleitheft für die leibliche Dimension des Gottesdienstes. Eine gute Idee, wenn man bedenkt, daß die Handlungsabläufe und die Symbolik der Liturgie für eine zunehmende Zahl von Menschen befremdlich wirken und ohne Erklärung kaum noch verstanden werden können. 
Zunächst werden die fünf Sinne und ihr Vorkommen in der Liturgie unter den Stichwörtern „Berühren – Berührt werden", „Hören", „Riechen", „Schmecken" und „Sehen/Betrachten" behandelt. Dann werden die liturgischen Ausdrucks- und Handlungsformen vorgestellt: Gehen, Eintreten – Verlassen, Schreiten – Prozession, Knien, Verneigen, Prostration, Sitzen, Stehen, Tanzen, Mimik, Hände, Friedensgruß, Kreuzzeichen, Mahl halten, Teilen, Sprechen, Schweigen und Singen. Den Abschluß bildet ein kleines Verzeichnis von 18 Erläuterungen gegenständlicher Zeichen und Symbole von der Asche über den Kirchturm bis zum Wein.
Was zu den einzelnen Ausdrucks- und Handlungsformen gesagt wird, ist sehr ordentlich und entspricht in etwa dem Standard, der in liturgiewissenschaftlichen Lehrbüchern geboten wird. Natürlich werden die Inhalte hier deutlich vereinfacht dargestellt. Bemerkenswert ist auch, daß es einen Abschnitt über das Tanzen gibt, der vernünftig geschrieben ist. Allein die Aussage, der Tanz könne neben Gruppengottesdiensten und besonderen Veranstaltungen auch sonntägliche Gemeindegottesdienste bereichern, bleibt ziemlich vage. (Aber auch das ist in den Lehrbüchern nicht anders.)
Es stellt sich allerdings die Frage, welche Zielgruppe dieses Heft im Blick hat. Der Verlag bietet einen Mengenrabatt an, so daß bei der Käufergruppe wohl an hauptamtliche Kirchenvertreter gedacht ist, die dieses Heft „unter die Leute" bringen wollen. Vermutlich sollen Menschen angesprochen werden, die zum einen in einer erheblichen Distanz zur Kirche leben und sich im Gottesdienst und in dessen Raum nicht auskennen; zum anderen sind wohl diejenigen die Adressaten, die der Kirche und ihren Gottesdiensten eher wenig abgewinnen können. Darauf deutet zumindest der erste Satz hin, der da lautet: „Die Mitfeier von Gottesdiensten fällt uns manchmal schwer." Wie wahr, denke ich, stutze aber sofort und frage mich, woran das liegen mag. Das Heft, das mit seinen Erläuterungen den Zugang zum Gottesdienst erleichtern möchte, ortet implizit das Problem bei denjenigen, die die Symbolsprache nicht richtig verstehen. Hier liegt zweifellos ein Grund, jedoch besteht eine weitere gewichtige Ursache m.E. in der Art, wie Gottesdienste gefeiert werden, nämlich so, daß die hier erläuterte leibliche Dimension – und nicht nur diese – sehr vernachlässigt und zu etwas Unverständlichem wird. Der Ansatz der Broschüre mag von daher denjenigen, die sich sehnlichst eine solch bewußte leibliche Liturgiegestaltung, wie sie das Heft beschreibt, als Realität in ihrer Gemeinde wünschen, fast wie ein Hohn anmuten. Insofern könnte man sich das Heft nur zu gut als eine Erinnerungshilfe oder Bewußtmachung auch für manchen Gottesdienstleiter vorstellen.
So gut wie die Broschüre inhaltlich ist, so läßt sie in der optischen Präsentation zu wünschen übrig. Die Fotos sind unangenehm bieder und tragen nichts zum Verständnis bei, sondern sind nur Seitenfüller. Warum hat man nicht einige schöne Symbolfotos genommen, die das Geschriebene optisch erläutern helfen? Sie hätten die Broschüre deutlich aufgewertet.
Trotz der beschriebenen Mängel liegt hier im ganzen eine gut gelungene Broschüre vor, die Interessierten in umfassender Weise das Wichtigste zu leiblichen Ausdrucks-formen in der Liturgie bietet. Sie könnte eine gute Geschenkidee für Firm- oder erwachsene Taufbewerber sein, aber auch eine Gesprächshilfe für die Elternarbeit in der Kommunionkatechese.

Claudia Seeger
 
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