Elke Hirsch: Kommt, singt
und tanzt. Materialien für Schule und Gemeinde, Patmos-Verlag Düsseldorf
1997, 172 Seiten, incl. CD DM 49,80.
Das Buch ist aus der Praxis für
die Praxis entstanden und bildet wahrhaft eine Fundgrube für alle,
die mit Bewegung und Tanz in Schule oder Gemeinde arbeiten wollen, denn
der ganz überwiegende Teil des Buches mit Tanzbeschreibungen gefüllt,
mit Noten, Zeichnungen und Fotos versehen und mit einer CD ergänzt,
so daß man alles hat, um bald loslegen zu können.
Ein sehr (!) kurzer einführender
Abschnitt skizziert eingangs des Buches mit Ausführungen zum Tanz
in der Bibel, in der Geschichte der christlichen Kirchen und im Reliionsunterricht
den Hintergrund. Etwas ausführlicher werden einige Hinweise zur Praxis
sowie zum Verständnis der nachfolgenden Anleitungen gegeben. Dann
breitet Elke Hirsch in vier Bereichen eine große Palette von Tanzbeschreibungen
aus, die je nach-dem für ein meditatives Tun in der Schule oder Katechese
geeignet sind oder auch in der (Schul-, Kinder-)Liturgie Verwendung finden
können.
Der erste, kleine Abschnitt der
Tanzbeschreibungen ist einfachen Tanzwegen gewidmet, wobei dem des Labyrinthes
eine besondere Bedeutung zukommt.
Weiter bietet die Autorin eine Vielzahl
von Lied- und Kanontänzen an, bei denen modernere Lieder z.B. von
Jöcker, Edelkötter und Janssens einen breiten Raum einnehmen.
Es fällt angenehm auf, daß dieses Liedgut wie auch die anderen
Spirituals, Lieder aus Taizé und traditionelle Kirchenlieder und
Psalmen überkonfessionell, also ökumenisch sind. Sie dürften
in den meisten Schulen und Gemeinden bekannt sein und einen festen Platz
gefunden haben.
Ein weiterer, kürzer Teil ist
den Folkloretänzen gewidmet. Die Tänze der Völker bieten
ja die Muster und Anregungen für Aufstellungen, Tanzwege, Schritte
und Fassungen. Sie sind gewissermaßen der „Steinbruch" für die
tänzerische Ausgestaltung eines Liedes oder eines meditativen Tanzes
zu Instrumentalmusik.
Mit „Tänze zu Instrumentalmusik"
ist der letzte Teil des Buches überschrieben. Auch hier werden einige
ganz unterschiedliche Beispiele für eine Auflockerung und Verleiblichung
des Religionsunterrichtes vorgestellt.
Wirklich bemerkenswert ist die dem
Buch beigefügte CD. Der Benutzer wird es nicht nur dankbar aufnehmen,
dort zu vielen (nicht allen) der Tanzbeschreibungen die Musik zu finden.
So wird ein zeitraubendes Suchen und Auswählen von geeigneten Musikstücken
besonders dem musisch weniger Begabten erspart. Erwähnenswert ist
in jedem Fall auch die großartige, originelle Qualität des Einspiels
und das sehr einfühlsam gestaltete und auf den tänzerischen Einsatz
abgestimmte Arrangement der Lieder und Kanons. Von den Liedern wird nicht
nur die erste Strophe eingespielt oder ein Kanon nur kurz angesungen, sondern
die Spielzeit der Musikstücke ist ausreichend lang, und so kann die
CD unmittelbar für den Tanz eingesetzt werden. Außerdem hat
die Kirchenmusikerin Barbara Bannasch und ihre Gruppe von Musikern, die
für das Arrangement verantwortlich sind, die meisten Lieder instrumental
eingespielt und so mehr Freiraum für ihren Einsatz gelassen. So kann
man z.B. ein Lied zunächst zur Instrumentalmusik tanzen und anschließend
das Lied zum Tanzen singen.
Im Anhang ist eine thematische Zuordnung
der Tänze und Vorschläge für ihren Ein-satz im Unterricht
oder Gottesdienst beigefügt. Das ist außerordentlich hilfreich
für jeden, der z.B. einen Gottesdienst vorbereitet und mehrere Elemente
sinnvoll zusammenfügen möchte. Es ist Elke Hirsch als Pädagogin
und durch ihren Einsatz in der Lehrerfortbildung wohl sehr wichtig, daß
der Leser des Buches bei der Planung und Vorbereitung seines Vorhabens
möglichst wenig Schwierigkeiten hat. Man merkt dem Buch auf jeder
Seite an, daß es nicht lediglich am Schreibtisch entstanden ist,
sondern aus dem praktischen Tun mit einem Arbeitskreis und dessen Erfahrungen
umsichtig und durchdacht zusammengestellt worden ist.
Die einzelnen Tanzbeschreibungen
sind für jeden Benutzer mit einigen Vorkenntnissen leicht zu verstehen,
da jede Sequenz der Tänze mit Skizzen und genauen Hinweisen versehen
ist. Die Piktogramme sind einfach und eindeutig. Das Buch verzichtet auf
überflüssige Grafiken und Bilder, die nur der optischen Aufmachung
dienen. Die beigefügten Fotos und Zeichnungen zu Schritten und Gebärden
unterstützen die Vorstellungskraft und sind hilfreich. Methodische
Hinweise und Angaben zur Altersgruppe und Schwierigkeitsgrad ermöglichen
dem Anfänger eine ziemlich genaue Einschätzung, ob der Tanz für
seine Gruppe geeignet ist. Bei den Tanzbeschreibungen ist von Grundschulkindern
die Rede, und auch die Fotos zeigen immer Kinder. Dennoch kann durchaus
gesagt werden, daß die vorgestellten Tänze auch für Jugendliche,
Erwachsene oder Senioren geeignet sind. Sehr häufig werden nämlich
verschiedene Schwierigkeitsstufen für ein und dasselbe Lied vorgestellt,
besonders bei den Kanons. Zudem läßt die auf der CD eingespielte
Musikbegleitung keineswegs auf Musik für kleine Kinder schließen.
Ausdrücklich weist Elke Hirsch auch darauf hin, daß alle Tanzbeschreibungen
nur Vorschläge sind und abgeändert werden können.
Besonders ansprechend sind die dezent
eingefügten unkommentierten Fotos, die z.B. Kerzen und Blumenarrangements
zeigen. Sie bieten offensichtlich Vorschläge für eine gestaltete
Mitte für meditative Tänze. Es werden auch Anregungen für
Bastelarbeiten mit Kindern geogeben. So wird jeder, der in diesem Buch
blättert, trotz der bescheidenen Schwarz-Weiß-Fotos des Taschenbuches
Lust bekommen, sich auf dieses Gebiet einzulassen.
Menschen, die sich mit meditativem
Tanz beschäftigen, wird oft ein gefühlsmäßiger Überschwang
oder sogar Gefühlsduselei nachgesagt. Diesen Eindruck vermitteln die
Autorin und ihr Buch aber keineswegs. Alle angebotenen Beschreibungen und
Bilder sind sehr liebevoll zusammengestellt, bleiben aber durchaus handfest.
Die Autorin Elke Hirsch rät im Vorwort allen Tanzbegeisterten, sich
doch möglichst einem Kreis anzu-schließen und sich die Tänze
gemeinsam mit anderen anzueignen. Dieser Meinung kann man sich nur anschließen.
Das beste Buch, und dieses ist sicher ein besonders gutes, kann nicht die
leibliche Erfahrung und die Freude vermitteln, die gemeinsames Tanzen schenkt.
Rita Brüser
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