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Hildegard Linn: Klezmertänze. 24 fröhliche, besinnliche und meditative Tänze, Dieter Balsies Verlag, Kiel 1995, 65 Seiten, DM 29,80.

Der Titel macht neugierig: Was in aller Welt sind Klezmertänze? Die Antwort, die die Autorin in der Einführung auf diese Frage gibt, ist ganz einfach: Tänze, die Klezmermusik in Bewegung umsetzen. Der Begriff „Klezmer" kommt aus dem Hebräischen und meint die Einheit von Musiker, seinem Instrument und dem Lied. Die Autorin hat sich durch Klezmermusik des Klarinettisten Giora Feidman zu den Choreographien inspirieren lassen, die sie in ihrem Büchlein vorlegt. Es geht ihr dabei darum, daß die Tanzenden im Tanz mit der Musik eins und in diesem Sinne selbst zum Klezmer werden.
Eine faszinierende Vorstellung! Schade, daß die Einführung nur eine knappe Seite umfaßt, denn gerne hätte man noch mehr über die Art des Klezmers erfahren. Aber das geht wohl sowieso am besten, indem man einfach die Musik von Giora Feidman hört.
Die Titel, zu denen die Choreographien entworfen sind, befinden sich auf vier verschiedenen CDs, was mächtig den Geldbeutel schmälert. Wer alle Tänze des Buches ausschöpfen will, muß insgesamt 177,80 DM investieren! Es empfiehlt sich, zunächst die CD „Viva el Klezmer" probehalber anzuschaffen, da neun ihrer insgesamt vierzehn Titel von Hildegard Linn choreographiert wurden. Wer jiddische Musik mag, für den lohnt sich die Anschaffung der CDs sicher auch ohne die dazugehörigen Tänze. Und wer gerne tanzt, wird bei der Musik von Giora Feidman nicht stillsitzen wollen.
Die insgesamt 24 Tänze hat Hildegard Linn in drei Gruppen unterteilt. Bei acht Tänzen handelt es sich um fröhliche Tänze, die mit allen Gruppen getanzt werden können. Drei Tänze nennt sie besinnlich und die übrigen dreizehn meditativ. Für die meditativen Tänze ist eine inhaltliche Einführung sowie eine vorausgehende Körperarbeit wichtig. Die kurzen Erklärungen zum Hintergrund der Tänze, der teilweise biblisch ist, finden sich jeweils bei den Choreographien und sind durchweg einleuchtend.
Wie schon bei dem Büchlein „Den Glauben tanzen – Tänze zur Messe und Weih-nacht" von derselben Autorin dürfte es für Tanzungeübte ziemlich schwierig sein, die Tänze ohne Anleitung einzustudieren. Zwar sind die Choreographien sehr ausführlich und zum Teil mit Skizzen erklärt, aber die Schritte und vor allem die Schrittfolgen sind recht kompliziert. Das gilt auch für die meditativen Tänze, die laut Autorin ohne größere Vorbereitung getanzt werden kön-nen. Man muß sich zunächst das tänzerische Vokabular einprägen, das Hildegard Linn am Ende des Buches verzeichnet hat. Sicherlich hat die Autorin dies mitbedacht, denn sie richtet sich in erster Linie an Tanzleiterinnen und Tanzleiter. 
Wenn man die Tänze aber mit einer einigermaßen geübten Gruppe tanzt, kann ich mir das als sehr bereichernd vorstellen, denn die Choreographien sind durchweg gefällig. Überhaupt ist das Büchlein auch durch Zeichnungen sehr gefällig gestaltet. Man merkt, daß die Autorin ihr Fach versteht. Wer bereit ist, sich ein wenig in die Choreographien zu vertiefen, für den sind die „Klezmertänze" sicherlich eine lohnende Investition. 


Claudia Seeger
 
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