Der gesamte Vormittag war in der dieser Messehalle eimer neuen Sensibilität
und Kreativität gegenüber der Leiblichkeit gewidmet. Schon
um 8.40 Uhr begann ein tänzerisches Warum-up durch Frieder Mann,
Tänzer und Religionspädagoge aus Stuttgart. Die für
solche
Kirchentagszeiten übliche Bibelarbeit übernahmen ab 9.00
Uhr die Tanz-Dozentin der Folkwang-Hochschule (Essen) Nadia A. Kevan,
die übrigens auch im Eröffnungs- und Abschlußgottesdienst
des Kirchentages auftrat, sowie der Theologe Prof. Dr. Hans-J. Benedict
aus Hamburg. Benedicts geist- wie wortreiche Auslegung von Markus
5,21-43 - interessanterweise mit dem Focus auf die Situation verwaister
Eltern - wurden von Kevan mit einigen leiblichen Sensibilisierungen
unterbrochen.Um
10.30 Uhr schließlich begann unter der Leitung von Monika Kreutz
(Rüdesheim) und der Moderation von Manfred
Büsing (Hannover) und Wolfgang Burggraf (Bonn) eine komplexe
Liturgie mit dem Thema "Siehe, du bist sehr schön - Tanz
- Erotik - Gottesdienst", die sich gewiß erheblich von
dem unterschied, was man üblicherweise bei einer Liturgie erwartet.
Der in die Teile "Ich - wunderbar und schön geschaffen",
"Schön bist du, meine Freundin / mein Freund" und "Wir
spüren dich, wenn wir tanzen" gegliederte Gottesdienst hob
einerseits darauf ab, bei den Teilnehmenden ein Bewußtsein für
die eigene gottgewollte Leiblichkeit zu schaffen, andererseits verschiedene
für Liturgien mögliche Tanzstile zu demonstrieren.

|
|
Immer
wieder wurden die Teilnehmenden eingeladen, in den eigenen Leib
hineinzuspüren oder zusammen mit anderen sensibel zu werden.
Verschiedentlich
konnten sie selbst Bewegung gestalten oder sich im Tango üben.
Schauend partizipieren mochten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
bei den in perfekten Vorführungen von orientalischem Tanz durch
Ulla Voltz (Groß-Umstadt), der Kontaktimprovisation von Frieder
Mann und Susanne Lehrer, von Tango als Beziehungstanz durch Amira
Campora und Mauricio Castro (Frankfurt), vom Ballett-Anbetungstanz
von Sara Schemann (Dietzingen), dem getanzten Vaterunser von Gisela
von Naso und ihrer Gruppe (Frankfurt).
Weil zum Leib auch der Kopf gehört und eine solche Liturgie
selbstverständlich eine kirchliche Perspektive besitzt, enthielt
die Veranstaltung einen dreimaligen Einschub durch kleine Diskussionsrunden
unter der Leitung von Wolfgang Burggraf: mit der Landesbischöfin
Dr. Margot Käßmann und der Tanztherapeutin Petra Klein,
mit der Liturgiewissenschaftlerin Dr. Brigitte Enzner-Probst und
dem Regisseur Mathias Behrends und schließlich alle gemeinsam.
Die leibbezogene Tageshälfte inder Messehalle endete mit einem
"offenen Tanzen" zu den ohrenbetäubenden, aber mitreißenden
Rhythmen der Samba-Gruppe "Sambalon" aus Oestrich-Winkel.
Das verantwortliche Team will nun darauf hinarbeiten, daß ein
solcher
Liturgischer Tag Tanz zu einer festen Einrichtung im Rahmen der weiten
Kirchentage wird, weil nicht nur die Kirchenmusik, sondern auch der
Kirchentanz mittlerweile zu einer Konstante im kirchlichen Leben geworden
ist. |